Krankenhaus Aabenraa
Kopf ab?!
An diesen Teil der Geschichte kann ich mich tatsächlich nicht mehr sehr gut erinnern, trotzdem möchte ich meine wenigen Erinnerungen nicht vorenthalten!
Die Krankenwagenfahrt dauerte nicht lange, fühlte sich aber wie eine Ewigkeit an. Meine beste Freundin Nora saß bei mir im Krankenwagen und unterhielt sich mit dem Fahrer, während ein Mitfahrer hinten bei mir saß.
Die restlichen Freunde fuhren im Auto hinter dem Krankenwagen her.
Ich habe nicht verstanden warum mein Arm so stark kribbelte und versuchte ständig die Position zu verändern, der Herr im Krankenwagen fing also an, meinen Arm zu massieren, was ich jedoch nicht wirklich spüren konnte. Ich konnte nicht realisieren wie ernst die Lage ist, gleichzeitig glaubte ich aber auch nicht daran, wieder lebend aus dieser Nummer heraus zu kommen.
Dieses Gefühl von innerer Ruhe und fast schon "scheißegal"-Gefühl kennen wohl nur die wenigsten in einer lebensbedrohlichen Situation.
Ein kurzes Gespräch mit dem Herren, der mir den Arm massierte und sogar deutsch konnte:
"Haben Sie Kinder?" "Ja." "Machen Sie nicht den Fehler und kaufen Ihnen ein Trampolin..."
Ankunft im Krankenhaus, ich werde durch die Gänge geschoben. Ich sehe Fenster in der Decke und mein Spiegelbild darin. Oh Gott, ich sehe echt nicht gut aus.
Mir werden meine Klamotten aufgeschnitten und mein Nietengürtel mit großer Mühe abgenommen.
Danach werde ich in einen CT geschoben.
Nach einiger Wartezeit sind wieder alle Freunde beisammen und stehen um mich herum. Auch die beiden Jungs aus Bayern sind dabei. Ein Arzt kommt herein, er spricht sogar deutsch.
Wir fragen: "und was passiert jetzt?" Seine Antwort:"Kopf ab" und lacht. Anscheinend haben Dänen einen anderen Humor. Denn von uns deutschen hat keiner gelacht. Kennt ihr diese rollenden Sträucher (Tumbleweed), die in Westernfilmen durch das Bild rollen? Genau so ein Teil hat in diesem Moment gefehlt.
Der Arzt versucht normal weiter zu sprechen. Man sei sich nicht sicher was passiert ist. Man würde mich normalerweise nach Hause schicken aber zur Sicherheit erstmal liegen lassen und nach Flensburg ins Diako überweisen. Wir beschließen, dass unser Freund Malte mit mir nach Flensburg fährt und der Rest zurück zum Campingplatz um zu packen.
Zwischendurch schafft Nora es meine Mutter ans Telefon zu bekommen, als ich sie am Ohr habe fange ich das erste Mal an zu flennen wie ein Schloßhund, und ich glaube sie auch. Kein Wunder, nur ein paar Jahre zuvor hatte ihr Freund einen schlimmen Sturz von einer Leiter überlebt und auch er wäre fast im Rollstuhl gelandet.
Malte begleitet mich während ich in eine Tiefgarage gefahren werde, wo der nächste Krankenwagen wartet. Plötzlich heißt es, es ist kein Platz mehr im Krankenwagen, und er müsste hier bleiben. Ich höre ihn sagen: "Die anderen sind schon los, wo soll ich denn jetzt hin? Ich kann niemanden erreichen!", doch trotz allem schließen sich die Türen und der Krankenwagen fährt los. Ich fange das zweite mal an zu weinen, zum einen aus Sorge um Malte, der erst 16 ist und nun alleine in einem dänischen Krankenhaus ist, ohne dass ich etwas tun kann. Zum anderen bin ich das erste mal wirklich alleine und habe keine bekannten Gesichter mehr um mich herum. Und das macht mir wirklich zu schaffen.